Welche Massnahmen helfen meinem Tier bei Hitze?

Wege zu finden, die das Klima positiv beeinflussen ist wichtig. Wege, sich den neuen Herausforderungen, welche die klimatischen Veränderungen mit sich bringen zu stellen, auch. Zum Thema Umgang mit Hitze finden wir beim SECO und beim BAG-Hinweise für den Menschen. Was wir für die vierbeinigen Mitbewohner tun können, erklärt unsere Studientierärztin Dr. med. vet. Anne Tesseraux.

Text: Dr. med. vet. Anne Tesseraux.

Ab wann ist es für Hund und Katze zu warm?

Es gibt keine allgemeingültigen Temperaturgrenzwerte, da das Wärmeempfinden individuell unterschiedlich ist – abhängig von Rasse, Größe, Körperbau, Fellbeschaffenheit und auch von der persönlichen Vorliebe des Tieres. Durch genaue Beobachtung lässt sich jedoch meist gut einschätzen, bei welchen Temperaturen sich das eigene Tier wohlfühlt.

  • Bei Hunden können folgende Anzeichen darauf hindeuten, dass es ihnen zu warm ist: vermehrtes Hecheln, das Aufsuchen kühler Orte oder Schatten, flaches Liegen mit möglichst viel Körperkontakt zum Boden sowie unter Umständen Bewegungsunlust oder erhöhte Müdigkeit.
  • Wichtig: kurznasige Hunde sind besonders anfällig für Überhitzung und können bei körperlicher Aktivität schon bei gemässigten Aussentemperaturen oft ihre Körpertemperatur nicht in einem normalen Bereich halten.
  • Katzen kommen mit höheren Temperaturen in der Regel besser zurecht als Hunde. Ihr Wasserhaushalt ist effizient reguliert, sodass sie mit weniger Flüssigkeit auskommen. Dennoch zeigen auch sie Zeichen von Überhitzung – oft jedoch subtiler: Sie ziehen sich an andere Orte zurück, zeigen eine erhöhte Atemfrequenz (in extremen Fällen: Hecheln) oder verändern ihr Verhalten.

Wie kann ich Kühlung anbieten? Was sind wichtige Faktoren, die ich beachten sollte?

  • Essenziell ist es immer, die Tiere in diesem Kontext zu nichts zu zwingen. Insbesondere Aktivität sollte bei wärmeren Temperaturen nie erzwungen werden. Legt der Hund sich beim Spaziergang flach ab, hechelt und möchte nicht weiterlaufen, so sollte eine Pause eingelegt, Trinkwasser angeboten und der weitere Spaziergang so kurz wie möglich gehalten bzw. der Rückweg angetreten werden. Generell sollte bei hohen Temperaturen nur ruhige Bewegung erfolgen, aktives Spielen oder Rennen sollte nicht gefördert werden. Spaziergänge sollten möglichst nur morgens und abends bei kühleren Temperaturen stattfinden, mittags sollte falls nur ganz kurz die Notdurft verrichtet werden (wirklich nur raus zum Harnabsatz und direkt wieder rein). Insbesondere der Strassenbelag sollte geprüft werden bei hohen Aussentemperaturen, am besten durch ein Auflegen des eigenen Handrückens, da sonst für Vierbeiner Verbrennungen an den Pfoten durch heissen Strassenbelag drohen.
  • Hunde und Katzen schon ab Temperaturen von 20-25°C nicht allein im Auto lassen – die Innentemperaturen können schnell dramatisch ansteigen und die Tiere schädigen.
  • Ausreichend frisches Trinkwasser sollte immer zur Verfügung stehen und je nach Bedürfnissen des Tieres auch regelmässig aktiv angeboten werden. Gerade bei Katzen sollte dies idealerweise auch in Trinkbrunnen und verschiedenen Näpfen zur Verfügung stehen.
  • Kühlung per se ist in der Regel in Ruhe selten nötig.
  • Kühlmatten können angeboten werden, allerdings mögen viele Hunde und Katzen sich nicht darauflegen. Viele Hunde oder Katzen nehmen jedoch gerne freien, nicht teppich-belegten Boden an, da v.a. blanker Fliesen- oder Steinboden eine gewisse Kühle abstrahlen kann. Innenräume sollten, wie auch für uns, vor übermässiger Wärme geschützt werden mit morgendlichem und abendlichem Lüften (nicht mittags, um warme Luft nicht einzulassen), ggf. Schliessen von Rollladen/Klappläden etc. Zudem können Ventilatoren eingesetzt werden, welche nicht direkt auf die Tiere gerichtet werden (und diese müssen dem Luftstrom ausweichen können), sondern für allgemeine Luftzirkulation im geschlossenen Raum sorgen. Abkühlung via Nassmachen von Körperpartien wird oft nicht gut toleriert und ist in der Regel in Ruhe nicht erforderlich, kann aber bei Hunden an den Pfoten (und ggf. am Unterbauch) erfolgen, bei Katzen sofern toleriert über Befeuchtung des Fells allgemein.
  • Viele Hunde gehen gerne in Flüssen oder Seen baden, was Abkühlung verschaffen kann. Allerdings sollten gerade im Sommer bei Seen Risiken wie Blaualgenvorkommen vorher kontrolliert werden. Zudem sollten die Hunde sich zwar abkühlen können, aber sich nicht intensiv sportlich betätigen (also z.B. nicht mehrfach weit rausschwimmen und den Stock holen).
  • Sollte ein Tier bereits überhitzt sein, so sollte es umgehend aus der Sonne genommen werden, bei Möglichkeit die Pfoten mit lauwarmem bis leicht kühlem Wasser nass gemacht werden und sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. (Achtung: Das Überlegen nasser Handtücher ist nicht effektiv, sondern kann sogar die Wärme des Hundes unter dem Handtuch fangen und so einer Abkühlung entgegenwirken.)

Wie erkenne ich eine Überhitzung?

  • Eine Überhitzung erkennt man unter anderem an folgenden Symptomen: starkes anhaltendes Hecheln mit deutlich erhöhter Atemfrequenz und ggf. Symptomen von Atemnot (verändertes Atemmuster mit merklich erhöhter Atemarbeit oder sehr flach), rote Schleimhäute und ggf. vermehrter Speichelfluss, veränderter Bewusstseinszustand (apathisch, nicht normal ansprechbar /desorientiert bis ggf. in Seitenlage und kaum reagierend), Erbrechen /Durchfall und Krampfanfälle.
  • Eine Überhitzung ist ein lebensbedrohlicher Zustand, welcher selbst bei adäquater Abkühlung fatale Folgen haben kann (verschiedene Organschäden, Blutungen durch Gerinnungsstörungen).

Gibt es bei der Ernährung Faktoren, die ich beachten sollte?

  • Nicht speziell. Grundsätzlich sind manche Haustiere bei hohen Aussentemperaturen anfälliger, nach Futteraufnahme zu erbrechen oder Durchfall zu zeigen, also ist prinzipiell eine langsame Fütterung nicht allzu grosser Mengen auf einmal oft hilfreich. Nassfutter enthält zwar mehr Flüssigkeit als Trockenfutter und ist somit prinzipiell vorteilhaft bei hohen Aussentemperaturen, jedoch kann ein plötzlicher Futterwechsel oft zu reaktivem Durchfall /Erbrechen führen und ist deshalb nicht zu empfehlen. Sollte ein Haustier, welcher immer Trockenfutter erhält, deutlich zu wenig trinken bei hohen Aussentemperaturen, so kann versucht werden, das Trockenfutter vor der Gabe mit Wasser einzuweichen oder einfach direkt mit Wasser zu geben. Häufig diskutierte Eiswürfel-Leckerlis oder ähnliches können bei vielen Tieren zu Irritation des Magens /Gastritis mit potenziell Erbrechen führen.
  • V.a. Nassfutter verdirbt schneller bei Hitze und sollte somit nicht lange herumstehen.